Fett – ein unterschätzter aber essenzieller Bestandteil im Futter

Fett – ein unterschätzter aber essenzieller Bestandteil im Futter

Schauen wir uns die Bedeutung des Fetts in der Hundefütterung mal genauer an. Insbesondere beim BARFen fällt es stark auf, dass der Bestandteil immer wieder erwähnt wird, aber trotzdem in vielen Rationen ungenügend vorhanden ist. Doch was ist mit dem Fertigfutter? Ist auch hier der Fettanteil lieber mal genauer zu betrachten?

Kleiner Exkurs, um das Ganze besser zu verstehen.
Wir Menschen neigen dazu auf folgende Slogans wie „fettarm“ oder „fettreduziert“ mit erhöhter Aufmerksamkeit zu reagieren. Warum eigentlich? Nun ja unsere „Nahrung“ liegt im Gesamten sehr oft über dem durchschnittlich empfohlenen Fettbedarf. Deshalb ist es natürlich sinnvoll seinen Gesamtfettgehalt pro Tag drastisch zu reduzieren und deshalb catchen uns solche Aussagen stark.
Ist das bei Hunden auch so? NEIN. Und genau das ist das Problem: Wir stellen den Hund mit uns gleich und achten natürlich dann auch hier im Hinblick auf das Thema Fett lieber auf „reduziert“.

Warum eigentlich Fett als erste Wahl?
Gerade beim BARFen wird eine Gesamtfutterration von ca. 2-4% des Körpergewichts pro Tag angestrebt, doch oft nehmen Hunde trotz hoher Futtermengen nicht zu? Das kann doch nicht sein! Doch denn es fehlt etwas Essenzielles: Fett.

Fett ist mit doppelt so viel kcal die Energiequelle Nr. 1 für den Hund. Zum einen natürlich, weil sie doppelt so viel Kilokalorien enthält aber auch weil er es am einfachsten in Energie umwandeln und nutzen kann.

Die 3 Nährstoffe zur Energiegewinnung:

  1. Fett (9 kcal)
  2. Kohlenhydrate (4 kcal)
  3. Eiweiß (4 kcal)

Kohlenhydrate und Eiweiß unterscheiden sich tendenziell nicht vom Kcal-Gehalt sind jedoch trotzdem noch zu unterscheiden, da Eiweiß mühsam mit mehr Energie aufgespalten werden muss, um überhaupt an die Energie für den Körper zu gelangen. Daher steht Eiweiß (Protein) an 3. Stelle der Energiezufuhr für den Hund.

Welche Vorteile hat Fett nun beim BARFen?

  1. Es ist natürlich die Energiequelle Nr. 1 mit 9 kcal / Gramm
  2. Gesunde Hunde vertragen sehr große Mengen an Fett.
    ( >10g Fett pro Kg Körpermasse sind möglich und fördern auch nicht das Risiko einer Pankreatitis)
  3. Fett ist ein Geschmacksträger, nicht nur bei uns, sondern auch bei unseren Vierbeinern
  4. Langanhaltende Energie ohne „Quellen“ im Magen à keine Gefahr der Magendrehung!
  5. Und zu guter Letzt liefert Fett auch noch essenzielle Fettsäuren

„Füttern Sie dem Hund Kohlenhydrate?!“ – das hören viele BARFer ganz gerne. Doch im Gegensatz zum Fett, welches ein gesunder Hund eben ohne Probleme in größeren Mengen verträgt, können Kohlenhydrate in gewissen Mengen sogar zu Problemen in der Nährstoffaufnahme führen. Doch keine Angst für all diejenigen, die nun Kohlenhydrate füttern müssen. Wenn es zum Einsatz kommt, wird der Gehalt genau im Auge behalten.

Irrtum „mageres Fleisch ist doch qualitativ hochwertiger“
Füttert man nun hauptsächlich mageres Fleisch, weil man denkt Fleisch ist das was der Hund doch braucht, so liegt man falsch. Das magere Fleisch dient in erster Linie als Protein-, also Eiweißzufuhr. Bei der Eiweißverdauung entstehen aber auch Abfallprodukte, welche völlig normal sind, aber in großen Mengen auf Dauer Leber und Niere stark belasten können und es ggf. zu Erkrankungen kommen kann. Deshalb sollte man die Fleischzufuhr immer etwas im Auge behalten. Außerdem steigt mit zu hohem Fleischgehalt (aus magerem Fleisch) auch der Phosphoranteil in der Nahrung, was sich wiederum auch auf die Nieren auswirken kann.

Deshalb lieber fettreiches Fleisch oder eine extra Zulage Fett in Form von Schmalz, Rindertalg etc. verwenden und dafür in Summe „weniger“ Fleisch. Das entlastet den Hundekörper und man spart auch noch Geld!

Wie viel Fett braucht nun der Hund?
Die alles entscheidende Frage ist nun aber wie viel Fett darf es sein. Wie oben bereits erwähnt verträgt ein gesunder Hund bis zu 10g / Kg KG pro Tag. Das wäre bei einem 20kg Hund = 200g / Tag. In der Regel nimmt man einen Fettanteil von insgesamt 15% in der Gesamtfuttermenge. Bei sportlichen oder Diensthunden (z.B. Rettungshund, Polizeihund etc.) kann der Fettanteil sogar 20-25% der Gesamtnahrungsmenge betragen.

Ist der Fettanteil meiner BARF-Fütterung richtig?
Füttert man von BARF-Fleisch Lieferanten, so kann man einen Blick auf den angegebenen Rohfettgehalt werfen. Ist dies nicht der Fall und der Metzger ist eure erste Wahl, dann seht ihr den Fettgehalt bei einigen Fleischsorten bereits mit bloßem Auge. Wenn es gut durchzogen ist, dann könnt ihr davon ausgehen, dass im Fleisch genau der richtige Fettanteil enthalten ist. Schlechter steht es um die Innereien (Leber, Niere, Herz etc.) denn diese sind nicht so fettreich zu erhalten, wie es eigentlich sein sollte und hier kommt das „extra Fett“ ins Spiel. Wenn man sich unsicher ist, dann kann man sich vergleichsweise im Supermarkt abgepackte Fleisch und Innereien abgepackt zur Hilfe ziehen und den angegebenen Rohfettgehalt überprüfen. Mit der Zeit bekommt man für den Fettgehalt ein gutes „Feeling“.

Wie berechne ich den richtigen „Fett Zusatz“

Rechenbeispiel – 500g Packung Fleisch mit 10% Rohfettgehalt

  1. 10% Fett von 500g = 50g Fett
  2. Gewünschte Fettgesamtmenge von 15%             
    1. 500g x 15% = 75g
    1. 75g – 50g (bereits enthaltenes Fett) = 25g
  3. Ca. 25g fehlen grob um auf einen Fettgehalt von ca. 15% Gesamtmenge zu kommen.

Doch bloß keine Wissenschaft draus machen. Denn gibt man zum Beispiel an einem Tag fettreiches Fleisch (wie z.B. durchzogenes Rindfleisch mit 20%) und am anderen Tag Fleisch mit ca. 10% Fettgehalt, so gibt es am Ende doch 15% Fettgehalt im Durchschnitt. Also nicht verrückt machen. Wichtiger ist es bei den Innereien, hier gebe ich in meinen BARF-Plänen auch immer einen extra Fettgehalt an. Beim Fleisch bleibe ich da sehr variabel und ergänze nur, wenn dauerhaft sehr mageres Fleisch (z.B. Pferdefleisch mit ca. 5% Fett) gefüttert wird.

Nichts überstürzen und Fett langsam erhöhen!
Doch VORSICHT! Ist dein Hund schon länger eine fettarme Fütterung gewohnt, so sollte man nicht mit der Tür ins Haus fallen und sofort auf die gewünschte Fettmenge von 15-20% umsteigen. Das verträgt die Verdauung nicht und es kommt zu unerwünschten Nebenwirkungen wie z.T. starker Durchfall oder auch Bauchspeicheldrüsenentzündungen. Deshalb lieber etwas langsamer, dafür schonend und zielführend. Eine Umstellung kann hier über einen Zeitraum von 1-2 Wochen erfolgen mit Augenmerk auf das Gewicht und die Gesamtfuttermenge.

Und die Moral von der G’schicht?
Fett ist kein schlechter Bestandteil in der Nahrung. Sondern auf die richtige Menge kommt es an. Verrückt machen brauchst du dich nun aber auch nicht. Hellhörig solltest du werden, wenn dein Hund gerade beim BARF oder auch beim Dosenfutter sehr große Mengen benötigt, um sein Gewicht zu halten. Dann sollte man den Fettanteil der Nahrung mal genauer betrachten und ggf. nachjustieren.

Wenn du dabei Hilfe brauchst stehe ich dir natürlich gerne mit Rat und Tat zur Seite.

Ausnahme „Kranker Hund“ (!)
Bei Erkrankungen darf man nicht von den „Fütterungsmethoden eines gesunden Hundes“ ausgehen! Hier muss die Fütterung auf die jeweilige Erkrankung genau eingestellt werden, um den Hundekörper so gut wie möglich zu entlasten statt die Erkrankung ggf. zu verschlimmern!