Vorsicht giftig: Hunde- und Katzenhalter aufgepasst!

Vorsicht giftig: Hunde- und Katzenhalter aufgepasst!

Das schlimmste was einem Tierhalter passieren kann, ist u.a. eine Vergiftung seines geliebten Vierbeiners. Oft hört man von extra ausgelegten Giftködern, doch auch unbeabsichtigt finden wir in unserem Lebensraum Dinge, die zu schwerwiegenden Vergiftungen bis hin zum Tod führen können.

Vielen fallen nun die Lebensmittel als erstes ein, doch gerade Pflanzen und Medikamente können eine „Giftquelle“ für den Hund darstellen, ja sogar für einige Hunde mit dem MDR1 Defekt ist Pferdekot eine Gefahrenquelle. Welche das sind, wie sie sich äußern und vor allem was man im Notfall tun kann, möchte ich euch in diesem Text ausführlich erklären.

Vergiftungserscheinungen

Oft bekommt man gar nicht mit, dass ein giftiger Bestandteil aufgenommen wurde, jedoch verhält sich der Hund / die Katze auf einmal sehr komisch. Vergiftungssymptome können jedoch sehr vielfältig sein und bei dringendem Verdacht einer Vergiftung sollte der Tierarzt das erste Ziel sein.

Mögliche Symptome können sein:

  • Vibrierende Tasthaare und Muskelzuckungen im Gesicht
  • Akut (blutiger) Durchfall und häufiges Erbrechen
  • Zittern und Krämpfe
  • Apathie (Teilnahmslosigkeit), Verwirrtheit
  • Übermäßiger Speichelfluss
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Fieber, Untertemperatur
  • Untypisches Verhalten: Schwäche- oder Tobsuchtsanfälle
  • Punktförmige Blutungen an den Schleimhäuten
  • Kapillare Füllungszeit (= KFZ) an den Schleimhäuten vermindert (= >2sek.)

Es ist passiert! Was nun?

Ein unbeaufsichtigter Augenblick, ein genussvolles runterschlingen und schon ist es passiert. Der Hund / die Katze hat etwas aufgenommen, das womöglich in gewissen Mengen sehr schaden kann. Doch wie verhalte ich mich in einem solchen Fall?

Zunächst mal: KEINE Panik (!), sondern Ruhe bewahren, denn auch das Tier merkt, dass etwas nicht stimmt und nun ist es am wichtigsten, dass der Tierhalter einen gewissen Halt vermittelt und vor allem auch der Tierarzt alle für ihn wichtigen Details zum Vergiftungsgeschehen erhält. Dies ist nur möglich, wenn man selbst einen klaren Kopf behält.

Um jedoch genau in einer solchen Situation nicht in Panik zu geraten, finde ich einen sog. Notfallplan als absolut sinnvoll. Dieser wird gut auffindbar platziert, sodass ihn jede Person im Haushalt ohne Probleme schnell findet.

Wie könnte so ein Notfallplan aussehen?

  • Deutlich Nummer und Adresse des behandelnden Tierarztes + eine Klinik, welche Tag und Nacht erreichbar ist notieren
  • Anweisung: „Ruhe bewahren“
    Tier beruhigen und unter Kontrolle bringen (Hund anleinen, Katze in einen Katzenkorb)
  • Anweisung: „Giftköderreste für den Tierarzt einpacken“
    Falls möglich Giftreste, wenn möglich mit Handschuhen einpacken und mit zum Tierarzt nehmen, denn dies kann eine sehr hilfreiche Information für den Tierarzt darstellen und Diagnose und daraus resultierende Behandlung können schneller erfolgen.
  • Anweisung: „Direkter Weg zum Tierarzt“
    Die Fahrt zum Tierarzt sollte so schnell wie möglich erfolgen, am besten man holt sich noch eine 2. Person zur Hilfe. Eine Person, die fährt und eine Person, die sich um den Vierbeiner kümmert
  • Anweisung: „Erste-Hilfe-Maßnahmen“
    • Bewusstlosigkeit:
      Wenn der Hund / die Katze bewusstlos ist, in stabile Seitenlage bringen und Atemwege ggf. von Erbrochenem etc. freimachen
    • Untertemperatur:
      Tier mittels wärmender Decken / Wärmflaschen warm halten
    • Krämpfe:
      Fellnase beruhigen und versuchen Verletzungen zu vermeiden
      (z.B. großes Holzstück ins Maul, damit er sich zum Beispiel nicht auf die Zunge beißen kann)
  • Anweisung: „Keine Medikation ohne Tierarzt!“
    Den Hund / die Katze nicht selbst zum Erbrechen bringen (!), dies könnte ggf. im Einzelfall sogar gefährlich sein (bei ätzenden Stoffen, Giftköder mit Klingen etc.) und Selbstmedikation vermeiden. Dies sollte NUR von einem Tierarzt nach Erstellung der Diagnose erfolgen!

Vergiftungen durch Lebensmittel:

Das Repertoire an Lebensmitteln, die Hund und Katz‘ fressen können ist sehr groß, dennoch gibt es das ein oder andere Lebensmittel, dass vom Hunde- und Katzenmagen eher ferngehalten werden sollte:

  • Große Mengen Salz (führt zu erhöhter Wasseraufnahme und damit zu Gasbildung und ggf. einer Magendrehung)
  • Schokolade (je mehr Kakaoanteil, desto giftiger durch das im Kakao enthaltene Theobromin)
  • Rosinen und Weintrauben (kann zu Nierenversagen führen)
  • Stark gewürzte Lebensmittel (können zu starkem Durchfall und Erbrechen führen)
  • Koffein (kann u.a. zur allg. Unruhe, Hecheln, Herzrasen führen)
  • Alkohol (kann u.a. zu Koordinationsstörungen, Antriebslosigkeit, Zitteranfälligkeit führen)
  • Große Mengen Milchprodukte bei Laktose intoleranten Hunden (kann zu starkem Durchfall führen)
  • Knoblauch und Zwiebeln (können zu Blutarmut führen = Menge macht das Gift!)
  • Macadamia Nüsse (können zu Steifheit und Leberproblemen führen)
  • Walnüsse (nur reif und im geschälten Zustand füttern ! Schale kann mit dem Pilz Penicillium crustosum befallen sein)
  • Obst-Kerne (durch die enthaltene Blausäure kann es zu Atemstillstand kommen)
  • Große Mengen „nasser“ Leinsamen kann ebenfalls Blausäure enhalten (trockene Leinsamen, sowie der Leinsamenschleim können unbedenklich gefüttert werden.)
  • Avocados (enthält Persin, welches giftig wirken kann)
  • Avocado Kern (kann zu ersticken oder ggf. Darmverschluss führen)
  • Xylit (führt zu Leberschäden und Unterzucker)
  • Rohe Kartoffeln und Hülsenfrüchte (kann zu Erbrechen, Durchfall bis hin zur Störung der Gehirnfunktion) à gut gekochte Kartoffeln stellen kein Problem mehr dar, da das enthaltenen Solanin verschwindet
  • Auberginen und Tomaten (kann zu Erbrechen, Durchfall bis hin zur Störung der Gehirnfunktion) à überreife Tomaten können in kleinen Mengen gefüttert werden, da hier das enthaltene Solanin fast nicht mehr vorhanden ist.
  • Größere Mengen Ananas (erhöhter Säuregehalt kann zu Magenreizungen führen)
  • Katzenfutter bei Hunden (Kann auf Dauer zur falschen Ernährung führen – zu viele Proteine, zu wenig Kohlenhydrate)
  • Hundefutter bei Katzen (Kann auf Dauer zur falschen Ernährung führen – zu wenig Protein, andere Nähstoffzusammensetzung)
  • Stärkereiche Lebensmittel sollten immer gut durchgekocht werden, sonst führt dies auch zu Durchfall, da die Verdauung hiermit überfordert ist
  • Erhöhte Mengen Leber (Kann zu einer Vitamin A Überdosierung führen)
  • Größere Mengen Zitrusfrüchte und Zitrusöl Extrakte (Können zu Erbrechen, Durchfall bis hin zu komatösen Zuständen führen)

Vergiftungen durch Medikamente:

Da Humanarzneimittel (ca. 17%) und Tierarztneimittel (ca. 27%) einen erheblichen Anteil an Vergiftungen bei Kleintieren darstellen, ist es besonders wichtig, dass diese für unsere Vierbeiner (Hund/Katze) unzugänglich aufbewahrt werden!

Welche das u.a. sein können habe ich in einer kleinen Liste zusammengefasst.

Gruppe „Schmerzmittel“

  • Aspirin
    Symptome = Erbrechen, Appetitlosigkeit, Depression und Krämpfe
    giftiger Wirkstoff = Salicylat
  • Diclofenac
    Symptome = Erbrechen, Blutungen, Nierenschädigung
    giftiger Wirkstoff = Diclofenac
  • Ibuprofen
    Symptome = Erbrechen, Bewusstseinstrübung, vermehrtem Durst und Urinabsatz
    giftiger Wirkstoff = Ibuprofen
  • Paracetamol
    Symptome = Atemnot, Speicheln, Untertemperatur, Schlappheit, Apathie, Erbrechen, Magenbluten, Durchfall, Gelfärbung der Schleimhäute
    giftiger Wirkstoff = Paracetamol
  • Naproxen (in genauer Dosierung durch den Tierarzt möglich)
    Symtome = Erbrechen, Durchfall, Magen- / Darmprobleme, neurologische Ausfälle
    in gewissen Mengen giftiger Wirkstoff = Naproxen-Natrium

Weitere giftige Medikamente:

  • Schlafmittel
    Symtpome = je nach aufgenommener Dosis flache Atmung, Bewusstlosigkeit, Schleimhäute bläulich verfärbt, narkotischer Zustand bis hin zum Atem- / Herzstillstand
  • Beruhigungsmittel / Antidepressiva
    Symptome = je nach aufgenommener Dosis Schläfrigkeit, Bewegungsstörungen, Depression, narkotischer Zustand bis hin zum Atem- / Herzstillstand
  • Anti-Babypille
    Symptome = Durchfall, Erbrechen, Kreislaufkollaps, Leberversagen, Magen-/Darmprobleme bis hin zum Darmverschluss
  • ADHS-Mittel (z.B. Ritalin)
    Symptome = Herzprobleme, Krämpfe, Zittern, erhöhte Temperatur
  • Schilddrüsen-, Herzmedikamente etc.
  • ACHTUNG Katze! Antiparasitika sind nicht alle automatisch auch für die Katze geeignet,bitte unbedingt ein für Katzen explizit geeignetes Produkt verwenden!

Vergiftungen durch Pflanzen:

Pflanzen so grün und bunt in verschiedensten Formen schmücken nicht nur unsere Gärten und Wohnbereiche, auch in freier Natur können einige Pflanzen dennoch zur giftigen Partie für unsere Fellnasen werden. Neben den Medikamenten ist auch hier bei ca. 13% der Vergiftungsfälle von Kleintieren (Hund, Katze) erhöhte Vorsicht geboten.

Symptome können sein = Erbrechen, Speicheln, Apathie, zittern, Durchfall, Kreislaufbeschwerden, Lähmungen

Empfehlung:
Da die Liste der giftigen Pflanzen sehr umfangreich ist, empfiehlt es sich ein sog. „Anti-Pflanzenfress-Training“ zu absolvieren und dem Hund somit beizubringen die lustigen bunten und kräftig grünen Pflanzen doch lieber nur anzusehen, statt zu fressen.

Gruppe „Zimmerpflanzen“

Stark giftig:
Amaryllis, Azalee, Becherprimel, Christuspalme, Dieffenbachie, Immergrün, Purpurtute, Zierkürbis

Giftig:
Aloe Vera, Alpenveilchen, Benjamin, Christusdorn, Drachenbaum, Elefantenfuß, Fensterblatt, Gummibaum, Klettenfeige, Philodendron, Weihnachtsstern, Yucca

Schwach giftig:
Agave, Grünlilie, Schusterpalme, Zierspargel, Zimmerbambus

Gruppe „Gartenpflanzen“

Stark giftig:
Aronstab, Blauregen, Buchsbaum, Christrose, Efeu, Eiben Gewächse, Engelstrompete, Gartenbohne, Hanf, Heckenkirsche, Hyazinthe,, Kartoffelkraut, Korallenbaum, Krokus, Maiglöckchen, Mistel, Narzisse, Oleander, Osterglocke, Rhabarbarblätter, Rhizinus, Rhododendron, Rittersporn, Robinie, Rosskastanie, Sadebaum, Stechapfel, Stechpalme, Thuja, Tomate (unreif grün),  Virginischer Tabak, kleiner Winterling, Wurmfarn

Giftig:
Besenginster, Eiche, Liguster, Schneeball, Schneeglöckchen, Schwertlilie, Tulpe

Schwach giftig:
Akelei, Alpenrose, Feuerdorn, Fichte, Fleißiges Lieschen, echtes Geißblatt, Hartriegel, Hortensie, Pfingstrose, Tränendes Herz, Waldrebe

Gruppe „Wildpflanzen“

Stark Giftig:
Adlerfarn, Adonisröschen, Bärenklau, Bärlauch (Menge macht das Gift), Besenginster, schwarzes Bilsenkraut, Bittersüßer Nachtschatten, Buschwindröschen, Eisenhut, Fingerhut, Geißraute, Gottes Gnadenkraut, Besenginster, Goldlack, Goldregen, Jakobsgreiskraut, Herbstzeitlose, Hahnenfuss, Hundspetersilie, Jakobskreuzkraut, Kirschlorbeer, Kornrade, Krokus, Lupine, Maiglöckchen, Mohn, Bittersüßer Nachtschatten, Pfaffenhütchen, Rainfarn, Gefleckter Schierling, Seidelbast, Tollkirsche, Stinkwacholder, Wasserschierling, Wolfsmilch, Weißer Germer, Wurmfarn, rote Zaunrübe

Giftig:
Bocksdorn, unreifer grüner Hollunder, Küchenschelle, Mistel, Primel, Sauerklee, Ackerschachtelhalm, Schöllkraut, Sumpfdotterblume, Waldmeister

Schwach giftig:
Bigelkraut, Eberesche, Persischer Ehrenpreis, Estragon, Huflattich, Mahonie, Schwedische Mehlbeere, Physalis, Sauerampfer, gewöhnliche Schneebeere

Weitere Vergiftungsmöglichkeiten:

Haushaltsmittel wie auch Körperpflegeprodukte, Pestizide, diverse Pilze aber auch Drogen sind natürlich eine Gefahrenquelle für unsere geliebten Vierbeiner. Deshalb sollte man auch hier die Augen offenhalten, diese unzugänglich aufbewahren und bei Verdacht schnellstmöglich einen Tierarzt aufsuchen.