Essenziell – Welche Bestandteile müssen in den BARF-Napf?

Essenziell – Welche Bestandteile müssen in den BARF-Napf?

BARF – die Biologisch Artgerechte Rohfleisch Fütterung – ist für mich eine Art Baukastenprinzip bei der die einzelnen Bestandteile der Fütterung ein gesamtes „Alleinfutter“ ergeben, wenn sie in der richtigen Menge zusammengestellt sind.
Dies ist ein enormer Vorteil gegenüber den „Fertigfuttermitteln“ wie Trocken- oder Nassfutter, welches im Handel als „Alleinfuttermittel“ erhältlich ist. Hier kann ich die Bestandteile nicht nach Belieben austauschen.
Beim BARFen ist dies jedoch möglich und somit kann man bei der Futterzusammensetzung sowohl auf Vorlieben bzw. Abneigungen wie auch auf Erkrankungen und sogar eine sensible „Tierbesitzer Nase“ eingehen. Denn Blättermagen und Co sind nicht jedermanns „Geruch“ und können z.B. bei Futtermittelunverträglichkeiten auch zum Problem werden.

Aber gibt es Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel beim BARF, die wirklich in keiner Ration fehlen dürfen?

NEIN!

Alles im Napf kann individuell auf die Bedürfnisse, sowie den Gesundheitszustand deiner Fellnase abgestimmt werden. Es ist nur wichtig (!), dass du nicht einfach Bestandteile, ohne nachzudenken weglässt, weil sie dir oder deinem Vierbeiner nicht zusagen.

Deshalb erkläre ich dir grob im nachfolgenden Text, warum du welche Bestandteile beim BARF benötigst und wie du sie ggf. austauschen oder ersetzen kannst, ohne dabei eine Über- oder Unterdosierung der Nährstoffe zu riskieren.

Tierischer Bestandteil beim BARF:

  • Fleisch:
    • Nutzen: Hauptsächlich Lieferant von Eiweiß (Protein) und damit essenziellen Aminosäuren und auch Eisen (bei rotem Fleisch mehr als bei weißem)
    • Austausch: Hier kann nach Belieben auch zwischen einzelnen Tiersorten variiert werden. Viele Tierbesitzer nutzen hier 3-4 verschiedene Tierquellen in ihrer BARF-Ration.
  • Leber:
    • Nutzen: Sie liefert hauptsächlich Vitamin A und Kupfer, sowie diverse andere Vitamine, Mineralstoffe unter anderem auch Eisen.
    • Austausch: Hier ist Vorsicht (!) geboten. Denn selbst wenn man die Leber unter den Tierarten wechselt, sollte man vor allem im Hinblick auf die enthaltenen Nährstoffe achten.
      Dies sieht man z.B. am Vitamin A Gehalt sehr schön:
      • Rinderleber = 50.000 I.E. / 100g
      • Hühnerleber = 77.040 I.E. / 100g
      • Lammleber = 31.664 I.E. / 100g
      • Kalbsleber = 53.663 I.E. / 100g
    • Ersetzen: Die Leber kann auch gänzlich aus der Ration gelassen werden. Allerdings sollte dann die Ration mit div. Supplementen wie z.B. Kupfer und Dorschlebertran ergänzt werden, um ein Nährstoffdefizit zu vermeiden. Die genaue Ergänzung erschließt sich am besten aus einer Berechnung der BARF-Ration.
  • Niere:
    • Nutzen: Lieferant von B-Vitaminen, Eisen, Natrium, Magnesium, Kalium
    • Ersetzen: Auch die Niere kann komplett aus der Ration genommen werden. Einige Vierbeiner mögen sie einfach aufgrund der Konsistenz einfach nicht. Auch hier muss man nicht die Hände überm Kopf zusammenschlagen, sondern einfach mit div. Vitamin B reichen Supplementen und ggf. mit etwas Blut für die Eisen und Natriumzufuhr ergänzen. Die genaue Ergänzung erschließt sich am besten aus einer Berechnung der BARF-Ration.
  • Herz:
    • Nutzen: Lieferant von B-Vitaminen vor allem Vit. B2 und B3, aber auch eine erhöhte Menge an Vitamin C verbucht das Rinderherz z.B. Zudem dient das Herz auch als Protein-Lieferant und ist wie das Fleisch hochverdaulich. Hat aber im Vergleich zum Fleisch einen deutlich höheren Phosphorgehalt.
    • Austausch: Hier kann man zwischen den einzelnen Tiersorten ebenso wie beim Muskelfleisch untereinander abwechseln. Je nach Vorliebe und Geschmack
    • Ersetzen: Das Herz kann einfach mit Fleisch ausgetauscht werden und sollte bei Berechnung der Ration ggf. mit div. Supplemten ergänzt werden (B-Komplex Präparaten, Eisen etc.)
  • Lunge:
    • Nutzen: Bindegewebsreiche, aber kalorienarme Innerei. Wird gerne als Füllstoff bei BARF-Rationen oder in Fertigfutterdosen verwendet. Wird gerne getrocknet als Leckerli verwendet. Kann aber aufgrund des hohen Bindegewebsanteils auch zu Blähungen führen.
    • Weglassen:  Da es sich hier um eine Art „Füllstoff“ handelt ist dieser Bestandteil beim BARF generell nicht zwingend notwendig. Manche Hunde haben diese in der Ration, da sie eine kalorienarme Gelegenheit darstellt die Ration kalorienreduziert zu gestalten und dennoch eine „normale“ Futtermenge zu füttern. (=Gewichtsreduktion)
  • Milz:
    • Nutzen: Wird gerne als zusätzlicher Eisenlieferant genommen und enthält auch einen sehr hohen Anteil an Kalium und Vitamin C
    • Weglassen: Bei einer BARF-Ration, welche Leber und Niere enthält sind bereits meist alle Nährstoffe in ausreichender Menge abgedeckt. Somit kann die Milz bedenkenlos weggelassen werden und ist in den meisten BARF Zusammenstellungen gar nicht eingerechnet.
  •  Euter:
    • Nutzen: Fett-, Calcium- und Bindegewebsreiche Innerei. Wird gerne bei der Aufzucht von Hunden für die Mutterhündin als Extra Calcium- und Energiequelle in der Fütterung genutzt.
    • Weglassen: Genau wie die Lunge und Milz kann dieser Bestandteil bedenkenlos ohne Ergänzung weggelassen werden.  Ist aber bei Aufzuchten sicherlich ein für die Mutterhündin gewinnbringender Bestandteil beim BARFen.
  • Blättermagen und Pansen:
    • Nutzen: „ungewaschen“ dient er zur Ballaststoffergänzung, enthält B-Vitamine und enthält eine moderate Menge Calcium. Hat einen sehr hohen Bindegewebsanteil und bietet durch die Futterreste auch Verdauungsenzyme, sowie Bakterien der Kuhmägen.
    • Weglassen: Da auch hier keine nennenswerte Nährstofflieferung gegeben ist, kann dieser Bestandteil bedenkenlos mit Fleisch ausgetauscht werden. Ggf. muss die Ballaststoffration in der BARF-Fütterung etwas angepasst werden. Z.b. durch einen höheren pflanzlichen Anteil oder gerne auch mal Flohsamenschalen als reine Ballaststoffquelle.
  • RFK – Hühnerhälse / Rinderbrustbeinknochen:
    • Nutzen: Diese dienen in erster Linie der Calcium- und Phosphorversorgung und sollten auf ein ideales Calcium-Phosphorverhältnis in der Ration berechnet werden.
    • Austausch: Hier könnte man Hühnerhälse, Hühnerkarkassen, Kaninchenkarkassen, Rinder- oder Kalbsbrustbein, Rippen miteinander austauschen. Wichtig (!) bitte immer den Calcium- und Phosphoranteil an die Ration anpassen, um ein falsches Calcium-Phosphor-Verhältnis zu vermeiden.
    • Ersetzen: Verträgt der Hund keine RFK in der BARF-Ration können diese mit reinem Muskelfleisch ausgetauscht und mit speziellen Calcium- und/oder Phosphor-Supplementen ergänzt werden. Auch hier ist eine Berechnung der Menge von Vorteil!
  • Fisch:
    • Nutzen: Hauptsächlich als Vitamin D3 Lieferant in der BARF-Ration. Außerdem enthalten sie noch wertvolle Omega-3 Fettsäuren.
    • Austausch: Hier können folgende Fische als Vit. D3 Quelle beliebig gefüttert werden:
      • Lachs (rötlich) = 186 I.E. / 100g
      • Makrele = 160 I.E. / 100g
      • Sardine = 440 I.E. / 100g
      • Sardelle = 800 I.E. / 100g
      • Thunfisch = 180 I.E. / 100g
      • Scholle = 120 I.E. / 100g
    • Erstezen: Fisch ist „Geschmackssache“ und damit auch kein zwingender Bestandteil beim BARFen. Er sollte aber mit Muskelfleisch ausgetauscht und entsprechender Menge an Vitamin D3 Tropfen ergänzt werden, um einen Vitamin D3 Mangel auf Dauer zu vermeiden.

Pflanzlicher Bestandteil beim BARF:

Oft höre ich „Mein Hund frisst partout kein Gemüse – was soll ich tun, das gehört doch beim BARFen dazu!?“

Nun prinzipiell dient das Gemüse und Obst vor allem eines, und zwar der Ballaststoffzufuhr. Neben den Ballaststoffen bietet es auch weitere Vorteile, wie z.B. Flavonoide und Gerbstoffe, welche sich positiv auf die Darmgesundheit auswirken können. Aber was bringt es, wenn vor allem der Hund die Ration deswegen links liegen lässt? Gar nichts. Genau und deshalb wäre es im Notfall sogar möglich gänzlich ohne Gemüse-Obst Anteil beim BARF auszukommen.

(!) Wichtig (!) hierbei ist jedoch, dass die Ration dann dementsprechend für eine gesunde Darmperistaltik entweder mit einem erhöhten Pansen-/Blättermagen Anteil auskommt oder ergänzend Ballastsstoffe (wie z.B. Flohsamenschalen) gegeben werden.

Bestehen jedoch Krankheiten, welche eine niedrige Zufuhr von Fleisch erfordern ist eine Fütterung von Gemüse-Obst und auch Getreide zum Teil sogar notwendig und sollte dann nach Möglichkeit den Vorlieben des Hundes entsprechend angepasst werden.

Bei Katzen, welche Carnivoren sind ist eine Zugabe von Gemüse-Obst im vornherein bei 5-10% in der Ration und dient hier wirklich nur der Versorgung von Ballaststoffen für eine gesunde Darmperistaltik und kann dementsprechend gut mit geschmacksneutralen Ballaststoffen ersetzt werden.